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Eberesche
Die Eberesche - Baum Des Jahres 1997
 
Lat.: Sórbus aucupária, Rosengewächse/Rosáceae
 
Charakteristika, Erkennungsmerkmale
Die Eberesche ist ein mittelgroßer, bis 20 m (selten 25 m) hoher Baum mit auffallend lichter Krone.
Insbesondere in höheren Lagen wächst sie auch strauchförmig und bildet oberhalb 900 m sogar eine eigene, dort nur noch strauchförmige Unterart. Der Stamm erreicht Durchmesser bis zu 40 cm (sehr selten 60 cm) und wird von einer hellgrauen, glatten und glänzenden Rinde umgeben. Erst im höheren Alter, das bei der Eberesche maximal nur ca. 150 Jahre (selten 200 Jahre) beträgt, wird eine unregelmäßig längsrissige, schwärzliche Borke ausgebildet.
Die weißen Blüten, die die Eberesche bereits mit einem Alter von 5–6 Jahren ausbildet, sind zu breiten Blütenständen von 200–300 Einzelblüten vereinigt. Die Blätter der Eberesche sind etwa 15 cm lang und unpaarig gefiedert. Nach der Blüte im Mai bis Juni (im Gebirge später) erfolgt die Fruchtreife im August bis Oktober.
 
Vögel schätzen die Früchte dieser Baumart sehr, so sehr, daß ihnen das oft zum Verhängnis wurde. Denn der Mensch benutzte die Früchte als Lockmittel für den Vogelfang. Dieser Eigenschaft als bestes Vogellockmittel verdankt die Eberesche ihren zweiten Namen „Vogelbeere“! Auch der Name Sorbus aucuparia ist darauf zurückzuführen: aucuparia leitet sich von avis capere = Vögel fangen ab. Ihr deutscher Name Eberesche läßt sich ebenfalls leicht erklären: Eberesche hieß ursprünglich Aberesche, d. h. falsche Esche. Nach der heutigen Einteilung gehört die Eberesche aber zu einer ganz anderen Familie, nämlich zu den Rosengewächsen. Das zeigen ihre Blüten mit fünf Kelch- und fünf Kronblättern sowie einer Vielzahl von Staubblättern.
 
Vorkommen, Verbreitung
Hinsichtlich der ihr zusagenden Standorte ist die Eberesche außerordentlich variabel. Sie kommt zwar am meisten auf nährstoffarmen, humosen und lockeren Lehmböden vor, kann jedoch genauso Torfböden oder Felsen und Kalkböden besiedeln. Eigentlich hat sie nur auf schlecht durchlüfteten, nassen Böden Probleme.
Da diese Baumart lichte Standorte bevorzugt und nur in der Jugend schattentolerant ist, dagegen jedoch nur eine geringe Höhe und ein begrenztes Alter erreicht, wird sie aufgrund ihrer daraus resultierenden Konkurrenzschwäche in geschlossenen Beständen stets an die Waldränder verdrängt.
 
In klimatischer Hinsicht ist die Eberesche besonders tolerant, was sich auch in ihrer Höhenverbreitung bemerkbar macht. So findet man sie von der Tiefebene bis in die Gebirge, ja sogar über die Waldgrenze hinaus – in Tirol gar bis auf 2400 m! Sie ist die einzige Baumart, die bei sehr niedriger jährliche Wärmesumme noch ein zufriedenstellendes Wachstum zeigt. Dabei kommt ihr sicherlich zugute, daß sie nach dem Laubfall mit ihrer Rinde weiter Photosynthese betreiben kann. Außerdem ist sie im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten nicht auf Mykorrhiza (Pilzpartner im Wurzelraum) angewiesen. So wandert sie auch von allen Laubgehölzen am weitesten nach Norden.
Aus dem großen Verbreitungsgebiet der Eberesche werden verschiedene Unterarten beschrieben,
einige Autoren wollen sie sogar als eigene Art abgrenzen, was aber nicht korrekt ist. Besonders bemerkenswert ist die Süße Eberesche (Sorbus aucuparia var. moravica), die zuerst 1810 in Nordmähren entdeckt wurde. Ihre größeren Früchte sind im Gegensatz zur typischen Ausprägung der Art auch roh schmackhaft (sie erinnern angenehm an Preiselbeeren) und besitzen einen mit 10 % deutlich höheren Zuckergehalt, außerdem gibt es noch eine größere Zahl von Gartenformen, die sich in Blattform, Blattfarbe und Wuchsform unterscheiden.
 
Holzbeschreibung und Verwendung
Das Holz der Eberesche zeigt einen hellbraunen Kern, die Jahrringe sind deutlich zu erkennen. Es ist relativ schwer und hart, zugleich aber biegsam und elastisch und schwindet nur wenig. Obwohl es nicht sehr dauerhaft ist, gilt es als gut bearbeitbar, jedoch sehr schwer spaltbar. Das Holz wird heute zu Drechsler- und Schnitzarbeiten, für Holzschrauben, -räder, für Kunstgegenstände und zunehmend als Möbelholz genutzt. Früher spielte es in der Wagnerei und zur Herstellung von Faßdauben eine größere Rolle. In jüngster Zeit steigt die Nachfrage deutlich an, da man erkannt hat, daß eine Verwendung für Tischlerei und Möbelindustrie ohne Einschränkung möglich ist, ja die Qualität teilweise sogar über der der Eiche liegt! Selbst Furnier ist möglich, es läßt sich gut beizen, und fein poliert glänzt es auffallend schön.
 
Noch größer als der Nutzwert des Holzes ist jedoch der ökologische Nutzen dieser Baumart. Ihre Früchte sind der Lieblingsfraß vieler Singvögel, vor allem, wenn im Spätherbst die Insekten fehlen.
Die Früchte bleiben zudem bis in den Winter hinein am Baum hängen. Die große Zahl scharlachroter Früchte lockt die verschiedensten Vögel an. Auch Fuchs und Dachs nehmen die Früchte auf und fördern damit gleichzeitig sehr effektiv die Verbreitung der Eberesche, denn die unverdauten Samen werden wieder ausgeschieden. Eichelhäher und Nagetiere verstecken und begraben die Früchte, die sie später vergessen, was ebenso der Verbreitung dient.
 
Die Streu ist sehr leicht zersetzlich und enthält relativ viel Magnesium. Sie kann so den Bodenzustand erheblich verbessern, vor allem auf armen oder problematischen Standorten.
 
Heilkunde, Mythologie und Brauchtum
Vielen ist die Eberesche wegen der in ihr vorhandenen Heilkräfte bekannt. Blätter und Blüten haben eine große Heilwirkung als Tee bei Husten, Bronchitis und Magenverstimmungen. Die Früchte werden oft immer noch falsch in einem Atemzug mit der Tollkirsche genannt: ein Vogelbeer-Marmeladenbrot – dies ist für viele schon ein halber Giftmord! Und das Gerücht von der verheerenden Giftigkeit der Vogelbeere hält sich hartnäckig.
 
Zugegeben, nach dem Genuß größerer Mengen frischer Beeren kann es zu Magenverstimmungen kommen. Die Beeren schmecken aber so bitter und zusammenziehend, daß ein normaler Mensch nach der ersten Geschmacksprobe nicht mehr herzhaft zulangen wird. Schon in einem Kräuterbuch aus dem 16. Jahrhundert kann man lesen: „....die Vogelbeeren sind eines seltsamen Geschmacks – so man deren zuvil esset machen sie unwillen.“ Diese Symptome werden durch die Parasorbinsäure hervorgerufen, die in den Früchten enthalten ist. In kleinen Mengen genossen und richtig verarbeitet, sind sie jedoch nicht giftig – ganz im Gegenteil: Sänger und Redner nutzen die Vogelbeeren, um ihre Stimmbänder geschmeidig zu halten!
Die Eberesche hat eine tiefverwurzelte mythologische Vergangenheit, war sie doch dem germanischen Donnergott Donar geweiht. Wir wissen, daß die alten Druiden ihren Zauberstab aus Ebereschenholz herstellten. Besonders Orakel- und Gerichtsplätze wurden mit Ebereschen umpflanzt. Die Schönheit und Grazie dieses Baumes hat die keltischen Priester inspiriert, sie zum Baum des Lebens zu machen. Sie haben aus der Reihe der ersten sich belaubenden Bäume im Frühjahr die Eberesche ausgesucht und sie zum Symbol des Wiedererwachens nach der toten Winterzeit gemacht. Das sollten wir auch heute nicht ganz vergessen. Um sich vor Drachen zu schützen, hängte man ihre Zweige über Haus- und Stalltüren. Wenn ein Kalb einen Namen erhalten sollte, ging früher der Bauer vor Tagesgrauen in den Wald, um bei Sonnenaufgang mit einem Stück Kupferblech einen Ebereschenzweig zu schneiden. Mit ihm schlug er dem Kalb auf den Rücken und nannte es beim Namen. Dies sollte das Kalb vor Krankheiten schützen.
In Dalsland in Schweden treibt der Hirte sein Vieh von einem dem Himmelfahrtstag vorangehenden oder nachfolgenden Tag schon um die Mittagszeit nach Hause, nachdem er die Hörner der Tiere mit Blumen bekränzt hat. Der Herde voraus trägt er mit beiden Händen einen mit Blüten geschmückten Vogelbeerbaum, den er im nahen Wald geschnitten hat. Wird der Stall erreicht, so wird der Baum an den Giebel gepflanzt. Dieser Baum bleibt dann während der ganzen Weidezeit dort und soll die Tiere vor den bösen Geistern schützen. Nun werden den Schellenkühen die Glocken umgehängt und das Jungvieh benannt, indem es unter Ausrufung des ihm gegebenen Namens mit einer Rute des Vogelbeerbaums dreimal auf den Rücken geschlagen wird.
 
Quellen: Kuratorium „Baum des Jahres“
Faltblatt „Die Eberesche 1997“ · Verfasser: Prof. Dr. A. Roloff
Jean-Denis Godet „Bäume und Sträucher“, 1996. Arboris-Verlag, Hinterkappelen, Bern.
 
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